Gibson ES-335 Artist
Gibson wandelte schon immer mal abseits der gewohnten Pfade. Sei es mit teilweise doch sehr ungewöhnlichen Korpusdesigns oder mit ungewöhnlichen Features. Als Gibson 1977 die RD Artist vorstellte, kombinierten sie sogar beides. Die neu designte “RD” erhielt neben einer verlängerten Mensur von 25,5″ eine aktive MOOG-Elektronik, von der sich Gibson in Zeiten des immer größeren Einflusses des Synthesizers in der Musik großen Erfolg versprach. Zudem gehörte MOOG zur Norlin-Group und eine Kooperation lag somit auf der Hand.
Jedoch war die Akzeptanz für das neue Konzept nicht besonders groß und Gibson sah den Grund dafür im neuartigen Korpusdesign der “RD Artist”. Um die MOOG-Elektronik weiter zu vermarkten, wurde sie ab 1979 auch im gewohnten Umfeld der Les Paul und der ES-335 angeboten. Allerdings nicht, ohne auch konstruktiv und optisch einige Veränderungen an den Modellen vorzunehmen. Schließlich sollte man auf den ersten Blick sehen, dass es sich um etwas besonderes handelt. So wurde die Kopfplatte mit einem an ein fliegendes Seepferdchen erinnerndes Loge versehen. Oder ist es ein fliegendes F-Loch? Na ja, wer weiß. Der Ahornhals wurde zudem 3-streifig ausgeführt und sieht wirklich klasse aus.
Ursprünglich ausgestattet mit einer aktiven Moog-Elektronik, war die Artist-Serie extrem flexibel. Mit je einem Poti für Master-Volume, Treble und Bass sowie drei Kippschaltern für Compression, Expansion und Brightness war den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Allerdings traf dies nicht jedermanns Geschmack und so wurden viele Artist-Modelle im Laufe der Jahrzehnte umgerüstet. So auch diese ES-335, die eine komplett neue Schaltung sowie neue Humbucker bekam. Mit einem Volume-Poti für jeden Humbucker sowie einem Mastertone, lassen sich die verbauten Rockinger Alnico II-PAF-Humbucker nun über zwei der drei Kippschalter splitten. Der letzte, rechte Schalter fungiert als Kill-Switch. Sinnvoll, lässt sich die Gitarre doch so mit einem kurzen Griff stumm schalten.
Zwar befindet sich die Artist nun nicht mehr im Originalzustand, dem Klang kommt die Umrüstung jedoch mehr als entgegen. Nicht umsonst ist die Gibson im Laufe der Jahre viel gespielt worden, was den meisten Artist-Gitarren mit Moog-Elektronik wohl erspart geblieben ist. Nicht ohne Grund befinden sich viele dieser Gitarren in sehr gutem oder gar neuwertigem Zustand.
Die Bespielbarkeit des etwas dickeren Ahornhalses ist dank niedriger Saitenlage hervorragend und die Hand gleitet nur so über den durch intensives Spiel nahezu entlackten Halsrücken. Die Bünde wurden im laufe der Zeit wohl mal getauscht und befinden sich in sehr gutem Zustand. Dass die Gibson viel gespielt wurde, hört und sieht man ihr an. Auch der Korpus weist die typischen Macken, Kratzer und Dellen auf, größere Lackabplater, Risse oder gar Brüche sind jedoch nicht vorhanden. Im Lieferumfang ist ein Koffer unbekannten Herstellers enthalten, dem eine der fünf Schnallen fehlt. Die Funktion ist dadurch aber nicht beeinträchtig und er schützt die Gibson mehr als ausreichend.
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