2015 Gibson ´57 Les Paul True Historic
Gibsons Reissues gleichen seit den Anfängen des Custom Shops der Suche nach dem heiligen Gral. Gäbe es einen Plural, wäre dieser hier jedoch eher angebracht: Gräle vielleicht? Denn die typische ´57, ´58, 59 oder ´60 Les Paul Standard dürfte nicht zu finden sein. Im Prinzip sind alle unterschiedlich. Angefangen von den Halsabmessungen, Pickups, Deckenprofilierungen, etc… Alle Parameter waren damals extremen Fertigungsschwankungen unterworfen und so gleicht keine der anderen. So kann es auch schon einmal passieren, dass eine ´50s Les Paul ein ausgeprägtes, deutlich breiteres und dickes V-Profil verpasst bekam. Die nächste hingegen das, was heute als Slim Taper bekannt ist.
Die Suche ist also eher die Suche nach der Quintessenz dessen, was die Les Paul eines Modelljahres ausmachte. Bei der ´57 ist das teilweise noch einfach zu beantworten. Das Goldtop-Finish, das erst 1958 durch Sunburst-Lackierungen ersetzt wurde, ziert alle Les Paul Modelle zwischen 1952 und 1957. Zumindest höchstwahrscheinlich.
Wie also nähert man sich einem nicht wirklich greifbarem Vorbild? Zunächst mit enormem, technischem Aufwand. Denn anstatt die vorhandenen Modellreihen durch neue Spezifikationen zu ergänzen, wie dies jahrelang Usus war, wurde im Prinzip bei Null begonnen. Dutzende Modelle wurden präzise eingescannt, vermessen und analysiert. Chemische Analysen des verwendeten Leimes wurden ebenso durchgeführt wie die genaue Zusammensetzung des Lackes und des Füllers. Auch alle Plastikparts wurden exakt nachgebildet. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Les Paul noch immer aussieht wie eine Les Paul, sich allerdings in zahlreichen Details von den Reissues des Modelljahres 2014 unterscheidet.
Zwar ist heutzutage das Holz von damals nicht mehr erhältlich oder aus artenschutzrechtlichen Gründen vom Markt fast gänzlich verschwunden, dem Custom Shop gelingt es dennoch durch selektierte Hölzer, den Originalen dennoch so nah wie nur irgend möglich zu kommen. Natürlich nicht nur optisch. Wichtiger und entscheidender ist natürlich der Klang. Auch hier verfolgt Gibson natürlich den Anspruch, den Originalen so nah wie nur möglich zu kommen Und so wurde auch hier ein enormer Aufwand in die Analyse der P.A.F.-Pickups gesteckt. Dort verhält es sich nämlich keineswegs besser. Hier gleicht kein Original-Pickup dem anderen. Wicklungszahlen und Wicklungsmuster sind fast willkürlich. Daher wurden zahlreiche alte original-PAFs genau vermessen und in allen Werten reproduziert. Mehr Authentizität dürfte kaum möglich sein.
Mit den neuen Fertigungsmethoden, Lacken, Leimen und Hölzern ist das rein optische und haptische Ergebnis einfach nur großartig. Entscheidender ist jedoch, was am Ende herauskommt. Ob sich die Mühe gelohnt hat, weiß man schließlich erst nach dem ersten Ton. Und ja, das Ergebnis war die Mühe wert. Die CustomBucker sind einfach großartig. Sehr dynamisch, fein differenziert und klar, jedoch nicht ohne den nötigen Druck, der aber geringer ausfällt, als dies üblicherweise der Fall ist.
Die Bespielbarkeit des dicken ´57-Halsprofils könnte dank geplekter Bünde und der daraus resultierenden niedrigen Saitenlage besser kaum sein. Hier macht sich das neue Rolled Binding gleich positiv bemerkbar.
Diese Gibson stammt aus Sammlerhand und befindet sich in absolut neuwertigem Zustand. Die Bünde zeigen dementsprechend ebenfalls keinerlei Spielspuren. Im Lieferumfang ist neben dem braunen Custom Shop Koffer, das Zertifikat sowie das gesamte, umfangreiche Case Candy enthalten.
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