1994 Santa Cruz OM
Vor über vierzig Jahren gründete Richard Hoover seine Santa Cruz Guitar Company. Um volle Kontrolle über den Herstellungsprozess zu behalten, bleibt er seither bewusst bei einer mittleren Unternehmensgröße. Zwischen kleineren Gitarrenbauern und größeren Manufakturen angesiedelt, überlässt er mit ca. 700 Instrumenten pro Jahr nichts dem Zufall.
“Was muss ich tun, um diese Gitarre zu behalten?”, fragte einst Doc Watson zum Prototyp des von ihm mitentwickelten Vintage Artist Modells. Auch wenn es sich hier um ein OM-Modell handelt, dem Verfasser dieser Zeilen geht es genauso. Einerseits stehen die Vorzüge alter Vintage Martins im Fokus, andererseits scheint bei Santa Cruz, auch aufgrund der geringeren Stückzahl, konsequenter an den Details gearbeitet zu werden. Und so wird jede Santa Cruz zu etwas Besonderem: resonant und leicht wie eine Feder spricht sie auf die kleinsten Anschlagsnuancen an, wundervoll warme Bässe, sonor dazu die samtig silbrig schimmernden Obertöne in den Höhen und genau richtig dosierte Mitten für Wärme und Durchsetzungsfähigkeit.
Der konsequent leichten Bauweise mit Richtung Schallloch verschobenem scalloped X-Bracing und den leichten Klusons auf der schlanken Kopfplatte ist das holzig offene Klangbild geschuldet. Besonders klingen Santa Cruz Gitarren weniger trocken als viele andere hochwertige Gitarren. Hinzu kommt die sprichwörtlich gute Bespielbarkeit mit flacher Saitenlage. Das macht sie zu einem außerordentlich vielseitigen Instrument. Egal ob Fingerstyle, virtuoses Flatpicking oder Songbegleitung zwischen Folk, Singer/Songwriter Material und Bluegrass bis hin zum Jazz, diese OM geht nicht nur mit, sie inspiriert zu mehr und setzt noch einen drauf.
Und dann ist da noch das gediegene Design, geschmackvolles Understatement mit elfenbeinfarbenen Bindings, Herringbone, Tortoise-Schlagbrett und Perlmutt-Logo. Übrigens, Grobmotoriker aufgepasst: bei Santa Cruz Gitarren schaltet man ein paar Gänge zurück, zieht sich vorher etwas Passendes an und genießt in kleinen Portionen, dennoch bleibt die Suchtgefahr. Aber wer mit dem Plektrum hinterm Kopf ausholt wird das nie verstehen.
Diese Santa Cruz stammt aus erster Hand, wurde jedoch gerne und viel gespielt. Und so weist sie nicht nur einige kleine Dellen und Macken auf der Decke auf, auch der Headstock hatte mal eine unsanfte Begegnung mit einem härteren Gegenstand. Hier ist etwas Lack abgesplittert und ein Lackriss zieht sich die Kopfplatte etwas 3cm herunter. Dabei scheit nach Begutachtung durch Ludger Wannenmacher jedoch nur der Lack betroffen zu sein. Der Palisanderkorpus ist jedoch frei von Macken, Dellen, Kratzer oder Brüchen.
Der dünne Nitrolack auf der Decke ist an einigen Stellen schön eingerissen, was fast schon typisch ist für viele ältere Santa Cruz. Die Bünde hingegen machen einen guten Eindruck und zeigen nur geringe Spielspuren. Im Lieferumfang ist ein stabiler Koffer enthalten, der damals vom Vorbesitzer mit erworben wurde.
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